Kinder laufen am Schulgang

Die Idee der Bewegten Schule

Mehr Bewegung in die Köpfe

Die Idee der Bewegten Schule entstand im Wesentlichen aus der Kritik an den starren Strukturen der Schulen.

Ist eine Bewegte Schule also eine Schule, in der die Kinder mehr Sport haben? Nein, das Konzept ist vielschichtiger, es umfasst den gesamten Lern- und Lebensraum einer Schule, das Lehren und Lernen sowie die gesamte Organisation.

In einer wirklich Bewegten Schule muss mehr passieren, als nur eine verstärkte körperliche Aktivität der Schülerinnen und Schüler: Es geht darum, die innere Bewegung zu aktivieren, denn innere Bewegung geht äußerer Bewegung voraus.

Diese Bewegung muss alle erreichen: Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler, Eltern und insbesondere auch das Organisationssystem.

Bewegte Schule entspricht dem ressourcenorientierten und salutogenetischen Ansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der auf einem sehr umfassenden Gesundheitsbegriff basiert und die Fähigkeit jedes Einzelnen zur Erhaltung und Stärkung seines Wohlbefindens fördern will.

Merkmale der Bewegten Schule

  • kind-, lehrer/innen- und lerngerechte Rhythmisierung des Unterrichts
  • bewegtes und bewegendes sowie selbsttätiges Lernen mit Methodenvielfalt
  • Qualität und Quantität des Pflichtgegenstandes „Bewegung und Sport“ sind gewährleistet. Bewegte Schule ist kein Ersatz für den BSP-Unterricht!
  • bewegte und bewegende Pausen
  • Gestaltung des Lebensraumes Schule für zeitgemäße Unterrichtsformen
  • Gestaltung des Lebensraums Schule für eine gelingende ganztägige Schule, die zur Bewegung anregt
  • Auflösung der starren 50min-Einheiten durch schulinterne Lösungen
  • Öffnung der Schule nach außen (Eltern, Gemeinde, Vereine, Umfeld)
  • Partizipation aller am Schulleben Beteiligten
  • Bewusstseinsbildung für die Anliegen der Lehrer/innen (Lehrer/innengesundheit) und des Gesamtsystems

Nutzen - Warum macht Bewegte Schule Sinn?

Die Begründungen für eine Bewegte Schule sind unterschiedlicher theoretischer Herkunft. Sie mischen sich in den einzelnen konzeptionellen Richtungen und verdichten sich oft zu einem Kern, der dann die jeweilige Konzeption bildet. Dennoch ist nie nur eine theoretische Grundlage vorhanden. Ich möchte im Folgenden fünf Begründungen vorstellen, die zeigen, warum eine Bewegte Schule Sinn macht.

1


Bewegung ist eine anthropologische Grundtatsache, die uns in die Lage versetzt, unser Leben und Lernen selbst zu gestalten.

2


Bewegung fördert die Entwicklung und das Lernen von Kindern.

3


Bewegung ist wesentlicher Teil der Bildung des Menschen, weil so eine leiblich-sinnliches Weltverstehen ermöglicht wird.

4


Bewegung durchzieht den Schulalltag, so dass Schule immer auch als Bewegungsraum gesehen werden muss.

5


Bewegung kann konstitutiv die Schulentwicklung vorantreiben, da Schule sich immer an den ganzen Menschen wendet.

Quelle: Vortrag von Prof. Dr. Ralf Laging zur bundesweiten Tagung „Was bewegt die Bewegte Schule?“ am 29./30. Mai 2006 in Hannover

Das Zahnradmodell der Bewegten Schule

Die drei Handlungsfelder

  • Lern- und Lebensraum Schule,
  • Lehren und Lernen sowie
  • Steuern und Organisieren

greifen wie Zahnräder ineinander. Jede Aktivität eines Zahnrades wirkt auf die beiden anderen und beeinflusst bzw. verändert somit das ganze System.Der Impuls kann in diesem Wirkungszusammenhang von jedem einzelnen Zahn im Räderwerk ausgehen.

Das Konzept Bewegte Schule dient Schulen beim Entwicklungsprozess (z. B. SQA) zu einem bewegten Schulprofil, bei der Schulentwicklung und bei der Evaluation.

Die Aufschlüsselung der drei Zahnräder soll den Lehrerinnen und Lehrern Orientierung bei ihren Bemühungen um die Weiterentwicklung der Qualität von Unterricht und Schule bieten. Sie ist weder Checkliste noch Zielkatalog, sondern eine Hilfestellung für die Entwicklung hin zu einer Bewegten Schule.

Implementierung

Ziel sollte es sein, den einheitlichen Rahmen von Bewegter Schule im bm:ukk, in der Schulaufsicht, an allen Pädagogischen Hochschulen und Universitäten und an den Schulstand- orten als Schulqualitätsentwicklungskonzept zu verankern. Jedes Bundesland sollte jedoch die standortbezogenen und gewachsenen Strukturen nützen und weiterentwickeln. Die Idee der „Bewegten Schule" sollte durch eine Vernetzung unterschiedlicher Institutionen und Interessenvertreter gestärkt werden.

Mögliche Maßnahmen zur Erreichung einer flächendeckenden Implementierung:

  • Implementierung der Bewegten Schule/Bewegter Kindergarten in der Pädagog/innenbildung neu 
  • Erforschung und Evaluierung von Aspekten der Bewegten Schule in Zusammenarbeit mit Pädagogischen Hochschulen und Universitäten 
  • Aktionsprojekte für Schulen in Form von SCHILF-Veranstaltungen mit Einbinden von praktischem Unterricht (für alle Lehrer/innen und Schulleitung), Abendveranstaltungen für und mit Eltern 
  • Regionale Fortbildungsangebote für Lehrer/innen 
  • Installierung einer Steuerungsgruppe in jedem Bundesland und deren Schulung 
  • Bundesländerverantwortliche Koordinatoren/innen (z.B. Zur Verfügungstellen von zwei Werteinheiten) 
  • Multiplikator/innenausbildungen in den einzelnen Bundesländern 
  • Bundesweite Veranstaltungen für Multiplikator/innen 
  • Regelmäßige Treffen der Koordinator/innen (mind. jährlich) 
  • Installierung eines/einer Netzwerkkoordinators/in für Österreich 
  • Einrichtung eines Internetportals „Bewegte Schule Österreich" (www.bewegteschule.at)

Aussagen von Lehrerinnen und Lehrern

Lehrkräfte, in einer Bewegten Schule oder nach dem Konzept der Bewegten Schule arbeiten

  • Auflockerung des Unterrichts
  • Mehr Spaß für die Kinder
  • Rhythmisierung des Unterrichts; ENTSPANNUNG <=> ANSPANNUNG
  • Bessere KONZENTRATIONSFÄHIGKEIT
  • Steigerung der Aufmerksamkeit
  • Steigerung der Motivation
  • Stärkung des Selbstbewusstseins & eigenverantwortliches Arbeiten
  • Es schafft ein besseres Klima – nicht nur in der Klasse
  • Es ist Interaktion und soziale Kompetenz gefragt, sobald sich in der Klasse etwas „rührt“
  • Bringt Spaß und Freude in den Schulalltag
  • Lockert den Unterricht auf
  • Es macht Spaß für LehrerInnen und SchülerInnen
  • SchülerInnen sind so länger aufmerksamer
  • Erholung nach anstrengenden Unterrichtsphasen
  • Es entspricht dem Bewegungsbedürfnis der Kinder
  • Bewegung entspannt
  • Bewegung fördert Balance
  • Bewegung mischt die Gruppendynamik
  • Durch Bewegung kann leichter gelernt werden
  • Kinder haben Freude an der Bewegung
  • Bewegte Schule ist: schülerInnenfreundlich, lerneffizient, abwechslungsreich,  bringt „Farbe“ in das Schulleben, weil ich das mag, darum versuche ich das weiterzuvermitteln
  • Lustbetontes Lernen
  • Steigerung der Konzentration und Ausdauer
  • Sehr angenehmes Klassen- und Schulklima
  • Hilft Schulqualität verbessern
  • Kann lustbetontes Lernen ermöglichen
  • Aus Sicht der Kinder geht es gar nicht ohne Bewegung
  • Schafft mehr Ruhe im Klassenzimmer
  • Besser Arbeitsatmosphäre
  • SchülerInnen gehen gerne zur Schule und lassen dies LehrerInnen auch spüren
  • Auch Lehrer fühlt sich wohl
  • Es gibt weniger Probleme mit aggressiven SchülerInnen und den Verhaltensproblemen è Bournoutprophylaxe
  • Es tut auch LehrerInnen gut, sich zwischendurch zu bewegen
  • Kindgerecht / Menschen – Gerecht
  • Spannung – Entspannung:  Rhythmisierung
  • Es ist ein bewegliches Konzept
  • nicht eng, fix, endgültig sondern offen, standortbezogen, nicht fertig, jahrgangsentsprechend, entwicklungsorientiert, endlich, ganzheitlich
  • Konzentration,  Aufmerksamkeit,  Stillwerden,  Haltung,  Gleichgewicht,  Balance,  Bewegtes Sitzen,  lustig, Kooperation,  Koordination,  mit allen Sinnen begreifen;
  • Bewegung ist niemals Zeitvergeudung - Bewegung ist immer Zeitgewinn!
  • Bewegung ist gut für: - die Gesundheit, - das Lernen, - das Verhalten